Dienstag, 30. Juni 2009

Französische Filmwoche 2009

... vom 02. - 08. Juli 2009

Au plaisir de se retrouver au Cinéma Paris !

... und das Filmseminar findet dieses Jahr in Marseille statt.
Hier: klick und hier!

Montag, 26. Mai 2008

Bienvenue chez les Français

Die 8. Französische Filmwoche findet vom 27. Juni – 03. Juli 2008 in Berlin statt.

Noch ist nicht entschieden, ob es wieder ein Seminar zur Filmwoche geben wird. Diese Schwerpunkte sind denkbar:
  • Filmproduktion in Frankreich (Schwerpunkt Medienwirtschaft mit side kicks auf Deutschland)
  • Französisch für Filmschaffende
  • Das zeitgenössische französische Kino (Ästhetik, ein wenig Wirtschaft)
  • Kinowirtschaft (mit Gästen, die u.a. sich für das europäische Arthouse-Kino einsetzen)
  • Filmberufe
Hierüber entscheiden die Fachbereiche. Maximal zwölf Teilnehmer könnten an diesem Seminar teilnehmen. Es ist recht zeitaufwändig (Festivalzeitraum + ein Tag), dafür fallen bei regelmäßiger Teilnahme keine weiteren Hausarbeiten an. Ziel des Kurses:
  • Gemeinsame Erstellung eines Readers
  • Schreiben von Filmkritiken im Weblog
  • Kennenlernen der Fachbegriffe, Erarbeiten einer Lexik
"Von Frankeich lernen heißt siegen lernen", könnte man in Abwandlung einer alten Parole sagen. Filme aus Frankreich wie „Zusammen ist man weniger allein“ (Ensemble, c'est tout) haben in Deutschland großen Erfolg an der Kinokasse, kommenden Herbst startet hierzulande der französische Rekordfilm "Bienvenu chez les Cht'is". Frankreich stand bei vielen Förderarten der deutschen Filmförderung Pate, die A-Festivals beider Länder konkurrieren freundlich miteinander, und jetzt hat auch ein französischer Film das Festival von Cannes gewonnen.

Gleichzeitig wächst in Frankreich der Unmut. Mittelgroße Filmbudgets seien immer schwieriger zu beschaffen, beschreibt Pascale Ferran, die letztes Jahr mit "Lady Chatterley" bei der Berliner Filmwoche zu Gast war, die Situation, und mit ihr warnten mehrere hundert Unterzeichner vor dem drohenden Tod des Arthouse Kinos. Wie ist die Lage in Frankreich, was meinen die Macher selbst? Neben Textstudium, Diskussionen und Kino haben wir die Chance, einige der Festivalgäste auch in den Seminarraum einzuladen.

Gruß,
Caroline


Einige Titel aus dem umfangreichen Programm der diesjährigen Filmwoche stehen fest, etliche deutschen Erstaufführungen sind dabei:

LA GRAINE ET LE MULET – COUSCOUS MIT FISCH, Regie: Abdellatif Kechiche, mit Sabrina Ouazani, Carole Franck, Olivier Loustau u.a.
Im Hafen der südfranzösischen Stadt Sète träumt Monsieur Slimani davon, sein eigenes Restaurant zu eröffnen. Doch mit seinem schmalen Einkommen wird es ihm kaum gelingen, bis sich seine Familie entschließt, ihn bei seinem Traum vom besseren Leben zu unterstützen. Der Film war ein großer Publikumserfolg in Frankreich und wurde in diesem Jahr mit vier Césars ausgezeichnet. Deutsche Erstaufführung des César-prämierten Films

LES CHANSONS D’AMOUR, Regie: Christophe Honoré, mit Louis Garrel, Ludivine Sagnier, Chiara Mastroianni u.a.
Alle Liebeslieder erzählen immer die gleiche Geschichte: „Zu viele lieben dich“..., „Ich könnte ohne dich nicht leben“... „Sorry Angel“. Christophe Honorés musikalische Interpretation von drei Liebenden in Paris wird untermalt von unbeschwertem französischem Pop. Der Film war 2007 im Wettbewerb beim Festival in Cannes vertreten

NAISSANCE DES PIEUVRES, Regie: Céline Sciamma, mit Pauline Acquart, Louise Blachère, Adèle Haenel, Warren Jacquin.
Drei 15-jährige Mädchen verbringen den Sommer: Marie, Anne und Floriane. Sie treffen sich in den Umkleidekabinen des Schwimmbads, teilen ihre Geheimnisse und ihre Sehnsüchte. 2007 wurde der Film in der Reihe Un certain regard beim Festival in Cannes gezeigt. Deutsche Erstaufführung

PRÊTE-MOI TA MAIN, Regie: Eric Lartigau, mit Alain Chabat, Charlotte Gainsbourg, Bernadette Lafont u.a.
Luis ist gutaussehend, erfolgreich und lebt ein unbekümmertes Single-Leben. Das ändert sich schlagartig, als seine Mutter und seine fünf Schwestern beschließen, ihn zu verheiraten, weil sie ihm nicht mehr den Haushalt führen wollen. Ein Blind-Date jagt das nächste, bis Luis beschließt, sich selbst eine Schein-Verlobte zu suchen. Eric Lartigau inszeniert Comedien Alain Chabat und Charlotte Gainsbourg als ungleiches Paar. Deutsche Erstaufführung

Donnerstag, 28. Februar 2008

Praktikant gesucht!

Le Bureau du cinéma de l'Ambassade de France à Berlin, acteur de la
promotion du cinéma français en Allemagne, notamment organisateur
de la Französische Filmwoche de Berlin et animateur du portail des
films francais en Allemagne www.cineclic.de recherche 1 stagiaire
de langue maternelle allemande résidant à Berlin pour un stage
(préparation de la 8ème édition de la Filmwoche (26 juin - 3
juillet) et animation du site cineclic.de).

Durée : 4 jours par semaine jusqu'au 5 juillet. Postes à pourvoir
de suite.

Expérience dans le cinéma (distribution, festivals, etc ) vivement
souhaitée et cinéphilie de rigueur !

Envoyez votre cv ou merci de prendre contact avec Julien Lamy au
030 885-902-46 / ou 030 885-902-47 ou kino@kultur-frankreich.de

Julien LAMY
Bureau du Cinéma de l'Ambassade de France
Kurfürstendamm 211
10719 Berlin - Deutschland
Tél : +49 (0) 30.885.902.46
Fax : +49 (0) 30.886.25.213
Mob: +49 (0) 175.590.98.93
www.cineclic.de

Sonntag, 24. Juni 2007

PR für die Französische Filmwoche - das Media Office

Zum großen Erfolg der 7. Französischen Filmwoche haben nicht allein die guten Filme beigetragen. Presse und Publikum mussten zunächst auf die Filmwoche aufmerksam gemacht werden. Diese Öffentlichkeitsarbeit rund um die Filmwoche betreute auch in diesem Jahr das Media Office. Wir haben die Geschäftsführerin Edith Kleibel und ihren Geschäftspartner Gerd Schnura nach der Filmwoche getroffen.



Frau Kleibel, was genau ist das Media Office?

Edith Kleibel: Wir sind eine Presseagentur, die sich in erster Linie mit Filmpresse befasst, sowohl für Filmproduktionen als auch zum Kinostart. Wir betreuen aber auch Filme bei Festivals, wie zum Beispiel bei der Berlinale und wir arbeiten als Presseagentur für Filmfestivals wie das Flanders International Filmfestival in Gent (Belgien). Dadurch gibt es auch einen Bezug zu den BeNeLux-Ländern und Frankreich. Und seit drei Jahren betreuen wir die Französische Filmwoche.

Was sind ihre Aufgaben während der Filmwoche?

Edith Kleibel: Wir sind die Vermittler zwischen den Veranstaltern und der Presse, das heißt wir versuchen den Journalisten alle Informationen an die Hand zu geben, die sie brauchen, um über die Französische Filmwoche berichten zu können. Dazu gehört die Vermittlung von Interviewterminen, das Herausgeben von Pressemitteilungen, die auf die Filmwoche hinweisen, sowie Hinweise auf Bildmaterial und Ausschnitte für Fernsehsendungen. Also alles, was im weitesten Sinne mit Öffentlichkeitsarbeit zu tun hat. Wir sind sozusagen der Vermittler zwischen dem Bureau du Cinéma, der Französischen Botschaft und der deutschen Presse.

Gerd Schnura: Und natürlich planen und organisieren wir auch die Pressevorführungen! Dieses Jahr gab es zwei Kinovorführungen für die Presse. Da informieren wir die Journalisten über die Filme, schreiben einen Kurzinhalt, terminieren das Kino, laden sie zu der Vorführung ein und fangen hinterher die Stimmung ein, um die Organisatoren der Filmwoche informieren zu können, wie der Film angekommen ist.

Edith Kleibel: Da man nicht alle Filme für die Presse zeigen kann, wurden zwei ausgesucht: „L’Intouchable“ und „Les Ambitieux“.

Lady Chatterley hat bislang als einziger Film der Französischen Filmwoche einen deutschen Verleih gefunden. Inwiefern glauben sie, dazu beitragen zu können, das Interesse eines deutschen Verleihs an einem der gezeigten Filme wecken zu können?

Edith Kleibel: Wir haben insofern dazu beigetragen, als wir die Informationen über die Filmwoche und das Programm nicht nur an die Presse geschickt haben, sondern auch an Verleiher, Produzenten und Organisationen. Um die Rechteverkäufe kümmern sich allerdings die Weltvertriebe.
Und wenn ich mir die Filme der diesjährigen Filmwoche so angucke, dann ist nicht einer dabei, der keinen Weltvertrieb hat. Eventuell übernimmt bei „Ici Najac,...“ der Regisseur selbst den Vertrieb. Aber alle anderen haben einen ganz normalen Weltvertrieb, was bedeutet, dass die Filme den deutschen Verleihen und Fernsehsendern längst angeboten wurden.
Im speziellen Fall des Kinderfilms Azur et Asmar haben wir über die Aufmerksamkeit der Presse einen Kontakt zwischen dem Bureau de Cinema und einem deutschen Verleiher herstellen können.

Entwickeln sie nach drei Jahren der Organisation im Vorfeld eine Routine oder ist es jedes Jahr wieder anders?

Gerd Schnura: Da die Filme immer wieder neu sind...keine Routine! Die Arbeit ist stark abhängig von der Filmauswahl. Bei einem breit gefächerten Programm mit Kinder-, Dokumentar- und Spielfilmen ist das Interesse von Seiten der Presse immer größer. Sind es alles unbekannte Filme muss man viel mehr Überzeugungsarbeit leisten, dass heißt wir müssen viel mehr informieren, um die Menschen dafür zu interessieren.
In diesem Jahr war das Programm sehr gut aus ausgewählt und hat auch sofort Resonanz bei der Presse hervorgerufen als wir unsere ersten Pressemitteilungen herausgeschickt haben.

Edith Kleibel: Auch die Gäste waren sehr interessant. Das spielt natürlich auch eine große Rolle.

Gerd Schnura: Isild Le Besco (L’Intouchable) ist uns persönlich schon bekannt von zwei Filmfestspielen hier in Berlin, wo sie auch als Gast anwesend war. Somit ist sie natürlich auch einigen Presseleuten schon aus Interviews bekannt: „Ah, Isild kommt! Wunderbar. Wir machen ein Interview mit ihr.“ (lacht)
Insofern ist natürlich auch eine Affinität der Gäste zu der Stadt Berlin ganz wichtig. Man kennt sich schon.

Und an dieser Stelle profitieren sie dann auch von ihren Erfahrungen im französischsprachigen Raum, wie dem
Filmfestival in Gent.


Edith Kleibel: Ja, aber durchaus auch von unserer Arbeit bei den Filmfestspielen von Berlin.

Gerd Schnura: Da wir bereits für UNIFRANCE viele französische Filme betreut haben, die auf der Berlinale gelaufen sind, haben wir natürlich auch gute Kontakte im Vorfeld.

Wie stressig sind die Vorbereitungen zur 7. Französischen Filmwoche für sie?

Edith Kleibel: Also, eigentlich macht es uns ja Spaß, weil wir französische Filme mögen. Ich würde es nicht Stress nennen, aber natürlich ist es Arbeit und man hat schon viel zu tun. Aber es macht ja auch Spaß und man macht es auch gern. Wir arbeiten sehr gern mit dem Bureau du Cinéma zusammen.

Gewinnt die Französische Filmwoche von Jahr zu Jahr in Berlin an Bedeutung?

Edith Kleibel: Ja, ich finde schon. Es waren ja auch deutlich mehr Besucher als in den letzten Jahren und natürlich hat es auch etwas mit einer größeren Medienpräsenz zu tun. Zum Bespiel war in diesem Jahr der TIP Berlin richtiger Medienpartner, dass heißt die haben entsprechend groß im Vorfeld auf die Filmwoche hingewiesen, haben das Programm abgedruckt, haben Tagestipps gemacht und haben es sogar zum Anlass genommen überhaupt einen französischen Titel zu machen („French Connection – Die Franzosen entdecken Berlin - und die Berliner Frankreich“). Dadurch bekommt die Französische Filmwoche schon eine größere Aufmerksamkeit. Aber wie gesagt: das steht und fällt mit dem Angebot der Filme. Und es soll ja auch neugierig machen auf Filme aus Frankreich, die eben im normalen Kinoabspielbetrieb nicht zwingend vorkommen.

Welche Art von Filmen werden wir in den nächsten Jahren verstärkt im Programm der Französischen Filmwoche sehen können - eher unbekannte oder publikumswirksame?

Edith Kleibel: Das wird immer eine Mischung sein müssen, denke ich. Mit „Lady Chatterly“ war ja nun ein Film im Programm, der schon bei der Berlinale im Panorama lief. Und dadurch gibt es natürlich schon einen Aufmerksamkeitswert. Mit „Indigènes“ war ein Film im Programm, der eine politische Brisanz hat. Man wird schon immer versuchen müssen, eine Mischung zusammenzustellen aus Filmen, die in Frankreich schon einen gewissen Stellenwert haben und Filmen, die auch in Frankreich noch keinen Verleih haben, wie zum Beispiel „Les Ambitieux“ – was aber eher ungewöhnlich ist. In der Regel sind die Filme in Frankreich schon zu sehen gewesen, aber in Deutschland nicht. Im Fall von "Les Ambitieux" war der Film auch in Frankreich für ein großes Publikum noch nicht zu sehen.

Welche Filme haben ihnen persönlich gefallen?

Gerd Schnura: Also, mir hat fand „L’Intouchable“ sehr gut gefallen - ein sehr persönlicher Film. Auch wenn es kein Film für ein großes Publikum ist. Ich fand „Les Ambitieux“ ebenfalls ganz direkt, charmant und frech. Diese Filme tragen eine rein französische Handschrift, würde ich sagen. Das sind Filme, die in Deutschland kaum so entstehen können. Das liegt an der anderen Kinokultur.
Margaret Menegoz von UNIFRANCE sagte in einem Interview, der Erfolg der französischen Filme im Ausland beruht in erster Linie darauf, dass sie so verschieden sind. Das ist das Markenzeichen der französischen Filme. Und so können natürlich auch viele Autorenfilme in Frankreich immer noch entstehen. Filme, die ganz verschiedene Handschriften haben und deswegen attraktiv sind. Und man kann immer nur neugierig sein. Und wenn ein Film einmal keinen Verleih findet und nicht ins deutsche Kino kommt, dann haben die Besucher der Filmwoche hier in Berlin trotzdem die Möglichkeit diese Filme zu sehen.

Wie beurteilen sie rückblickend die 7. Französische Filmwoche? Was war besonders in diesem Jahr?

Edith Kleibel: Erstens finde ich es sehr bemerkenswert, dass es diesmal eine Open-Air-Vorführung gab, um die ganze Filmwoche auch mehr in das Bewusstsein der Berliner Kinogänger zu rücken. Das fand ich eine tolle Idee, weil es auch zum Programm des Open-Air-Kinos am Kulturforum passt. Das sollte man beibehalten.
Organisatorisch hat es in diesem Jahr hervorragend geklappt. Alle Filme waren rechtzeitig da und es war möglich Pressevorführungen zu machen, was manchmal ja nicht so einfach ist, weil man die Kopien nicht immer rechtzeitig in der Stadt hat.
Ich denke, das ist eine Arbeit, die sich von Jahr zu Jahr entwickelt. Es wird immer mehr Interesse für die Filmwoche geben, denn so eine Veranstaltung ist immer etwas Besonderes. Da kann ich etwas aus dem Nachbarland sehen, was ich sonst im Kino nicht sehen kann.

Gerd Schnura: Ja, da hab ich auf alle Fälle einen Sehvorsprung gegenüber allen anderen Kinogängern.
Interview: Marc

Freitag, 22. Juni 2007

Côte d'Azur-Fassaden: "Hors de prix"


„Hors de prix“ ist ein filmischer Film. Das mag überflüssig klingen, ist aber ein paar Sätze wert. Regisseur Pierre Salvadori und Bildgestalter Gilles Henry verlassen sich beim Erzählen auf visuelle Mittel. Zehn Cocktailschirmchen im Haar – voilà , fertig ist die volltrunkene Protagonistin. Assoziative Schnitte jagen die Handlung voran: Vom kichernd durchs Bett rollenden Paar auf die rasende Drehtür. Die Montage lässt der Romantik nicht viel Zeit. Seine goldenen Farben kann der Film im breiten Cinemascope entfalten, jenem Format, mit dem das Kino sich gern als „großes Erlebnis“ profiliert.

Formal zeigt der Film also großes Kino. Und kann sich in seiner Geschichte ganz der Demontage von Illusion und Schauspiel widmen. Wir befinden uns an der Côte d'Azur, in der Welt der emotionalen Kulissen zwischen Nizza und Monte Carlo. Irène (gespielt von der doch wandlungsfähigen Audrey Tautou) hat sich einen reichen älteren Herrn angelacht und hofft auf lukrative Heirat. Im Urlaub vergnügt sie sich allerdings mit dem Barkeeper Jean, den sie für einen jungen Millionär hält – und verliert ihren Gönner. Sie lässt auch Jean fallen, als sie erfährt, dass er nicht zu den besseren zehntausend gehört und sucht nach Ersatz. Doch Jean hat sich verliebt und folgt ihr. Soweit die filmisch schon vielfach durchdeklinierte Verwechslungsgeschichte. Doch nun zeigt sich die besondere Haltung des Films zur Fassade: Obwohl Irène weiß, dass Jean nicht reich ist (sowie er auch weiß, dass die Verwechslung aufgelöst wurde), nötigt sie ihn, seine Rolle weiterzuspielen bis er bankrott ist. Dann verabschiedet sie sich. Eine Kommunikation außerhalb des Mediums Wohlstand ist nicht möglich.

Dass Jean sich nun seinerseits im gleichen Hotel als Gigolo durchs Leben schlägt, sorgt für gut getimeten Slapstick-Humor. Und weil Jean sich nun wieder in der Welt der Schönen und Reichen bewegt, für eine Ebene mit Irène. Sie lehrt ihn den „Killer-Look“, man feilt gemeinsam an den standesgemäßen Zicken-Tricks.

Nicht nur die Protagonisten sind sich des Spiels bewusst. Auch die umgarnten Gönner/innen wissen genau, dass es nur um ihre Kreditkarten geht. Aber scheinbar kümmert es sie nicht. Hauptsache Leben im Leben.

„Belogen werden wollen“ könnte man den Zustand nennen, den „Hors de prix“ aufzeigt. Und dem Irène und Jean dann endlich entfliehen dürfen.

Irgendwie cleveres Detail: Eine goldene Kreditkarte wird intensiv mehrfach in Großaufnahme vorgeführt. Payoff eine Viertelstunde später: Jeans bunte Girokontokarte sorgt für einen Lacher...

Donnerstag, 21. Juni 2007

Itinéraires - auf der Flucht mit Christophe Otzenberger und Yann Trégouët

Wohin dieser Weg führen wird, bleibt offen. Er beginnt in einem französischen Dorf - man darf auch sagen Kaff, um etwas von der Atmosphäre anklingen zu lassen. Thierry, vielleicht gerade volljährig, vertreibt sich die Zeit mit kleinen Gaunereien – Einbrüche beim Schweinezüchter, Ferkel werden befreit, Fleisch wird vertickt. Langeweile, jugendlicher Übermut. Doch dann stirbt ein Mann. Thierry steht dabei, kann nicht verhindern, was sein Freund tut, fühlt sich schuldig. Mit wenigen Strichen ist ein Charakter entstanden, ein junger Mann voll Überschwang und Schüchternheit. Er schießt nicht und kein Schuss trifft ihn, aber er wird getroffen von seinem Gewissen, kann sich nicht entziehen.
Nach dem Gefängnis, ein Déjà-vu – Thierry findet in der Fahrerkabine eines Fernlasters einen Toten. Er meldet sich bei der Polizei, gerät als Vorbestrafter schnell in Verdacht, ist gefangen gehalten von ignoranten Kommissaren und Richtern. Dann beginnt die Flucht.
Die Spannung, von der „Itinéraires“ durchgehend getragen wird, ist nicht die einer wilden Verfolgungsdramaturgie. Diese Flucht ist selten Schnelligkeit. Sie ist Stillstand, Bewegungslosigkeit, Hilflosigkeit. Die Flucht hält Thierry gefangen. Es ist die kompromisslos ehrliche Darstellung der Personen und ihrer Begegnungen, mit der es Regisseur Christophe Otzenberger gelingt, die Zuschauer in innerer Bewegtheit zu halten. Er gönnt sich und seinem Film keine Vereinfachungen und er verkompliziert auch nicht. Er sucht nach Genauigkeit, beschreibt ohne Wertung. Wenige Szenen, die Thierry nach seinem Gefängnisaufenthalt im Elternhaus zeigen, genügen, um seine Kindheit auferstehen zu lassen, geben seinem Charakter Tiefe, ohne die Eltern zu denunzieren. Kleine Gesten eröffnen dem Blick Wege, die an kein Ende kommen, zu keinem festgeschriebenen Bild. Der Blick bleibt in Bewegung.
So geht es weiter, auf dem ganzen Weg durch farblose Vorstädte und Dörfer. Thierry begegnet Menschen und macht sie sichtbar. Diese Begegnungen sind alles, was er hat. Manche stärken ihn, weil sie sich von ihm getroffen fühlen. Andere enttäuschen ihn, weil sie sich entziehen. Er wird jetzt aufgeben, glaubt man am Ende. Man hat selber nicht mehr die Kraft, ihn zu begleiten. Aber er geht doch weiter, allein.
Hinter der strengen erzählerischen Gestaltung spürt man die leidenschaftliche Zuneigung des Regisseurs zu seinen Figuren. Mit Yann Trégouët hat Otzenberger einen Hauptdarsteller gefunden, der mit seinem genauen und bewegenden Spiel, für diesen Film gemacht zu sein scheint.

Gespräch mit Christophe Otzenberger und Yann Trégouët

Dienstag, 19.06.07. Heute steht um 16.00 Uhr ein Gespräch mit Christophe Otzenberger, dem Regisseur von „Itinéraires“ auf dem Programm. Wir warten und vertreiben uns die Zeit mit den Unterschieden deutscher und französischer Filmförderung. Es ist warm und der Raum sehr klein und stickig. Dann endlich kommt Christophe Otzenberger in Begleitung von Yann Trégouët, dem Hauptdarsteller des Films. Die beiden haben sich verspätet, da sie im „Kulturforum“ bei der flämischen Malerei die Zeit vergessen haben. Behaupten sie jedenfalls. Beide in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen bzw. an den Hacken herunter getretenen Mokassins. Kurz gesagt: locker. Um es schon mal vorweg zu nehmen: so ist auch das Gespräch.
Wir fragen Christophe Otzenberger nach der Arbeit. Wie er zu den Ideen für seine Filme kommt und wie lange er für das Drehbuch braucht. „Die Dinge müssen reifen“, antwortet Otzenberger. Und dass er langsam denkt, aber schnell schreibt. Er mag schreiben, da er sich für einen sehr guten Dialogschreiber hält. Die Idee für „Itinéraires“ entsprang mehreren Wünschen – unter anderem dem Wunsch, etwas aus seiner eigenen Geschichte, seiner Kindheit, zu erzählen. Er verrät uns, dass er schon als Kind eine Leidenschaft für LKWs hatte und sich oft vorgestellt hat, wie das wäre, wenn da ein Toter drin liegen würde. Außerdem verrät er uns, dass die Radio–Serie „Die Truckerfahrer sind nett“ als Vorlage für den Film diente und er den Gedanken schrecklich findet, auf der Flucht zu sein. Wir fragen ihn nach dem Ende des Films – und ob da andere Enden möglich gewesen wären. Otzenberger steht auf, geht ans offene Fenster und raucht. „Frankreich ist kein Land für die Glücklosen“, entgegnet er, während er einen tiefen Zug nimmt. Und dass sich seine pessimistische Sichtweise auf die Welt im Film widerspiegelt. Von Geschichten, die nur schön anzusehen sind und ein „Happy End“ haben, hält er nicht viel. Das glauben wir ihm aufs Wort. Er setzt sich wieder hin.
Wir wollen wissen, wie er an seine Filme herangeht. „Du musst viel arbeiten und darfst nicht am Set zweifeln“, erklärt er uns, „dann hast du Spaß am Set.“ Er berichtet weiter, dass er seine Filme vor Beginn des Drehs immer sehr gründlich überdenkt und vorbereitet. Daraufhin wollen wir wissen, wie viel improvisatorischen Freiraum er seinen Schauspielern lässt und bekommen zur Antwort, dass er prinzipiell nur mit guten Leuten zusammen arbeitet und seinen Schauspielern genug Freiraum lässt. Und dass ein guter Schauspieler von sich aus weiß, wie er die Szene zu spielen hat. Dann lehnt er sich vor: „Ein Regisseur ist ohne sein Team nichts wert.“ Spätestens jetzt ist allen klar: der Mann ist sympathisch. Dann fragt er uns, ob wir nicht bei einem Bier weiter machen wollen. Wir müssen leider verneinen, da unser Programm straff organisiert ist.
Nun wollen wir wissen, wie er mit Meinungsverschiedenheiten am Set umgeht. Otzenberger lehnt sich wieder zurück: „Ab in den Flur und austragen.“ Als er uns weiter erzählt, dass er als Regisseur seine Ruhe sowieso nie verliert, springt Yann Trégouët, der bis dahin eher ein wenig gelangweilt wirkte, vom Stuhl auf, reißt die Tür auf und lacht schallend in den Flur hinaus. Noch so ein Sympathikus. Das Eis ist nun endgültig gebrochen.
Otzenberger steht auf, um am Fenster erneut eine zu rauchen, während sich Trégouët wieder hinsetzt: „Der Schauspieler spielt; der Regisseur darf nicht mit ihm spielen.“ Und dann spielen uns die beiden eine Szene vor, um uns klar zu machen, wie viel Freiheit der Schauspieler am Set braucht. Wir sind hingerissen.
Zum Abschluss wollen wir noch wissen, wie die beiden sich kennen gelernt haben und erfahren, dass Otzenberger Trégouët damals in dem Film „Le petit voleur“ von Eric Zonca gesehen hat und seitdem begeistert von dessen Talent ist. Die Zeit ist leider um. Wir verabschieden und bedanken uns für dieses lockere, interessante und lustige Gespräch.