Mittwoch, 20. Juni 2007

Ambitioniert und verzweifelt: "Les Ambitieux"

Ein junger Mann vom Lande kommt nach Paris, um als Künstler berühmt zu werden. Er verliert bald seine Illusionen, verändert mit seiner offenen Art jene, die er trifft - und er siegt am Ende.

Dieser Topos ist fast schon ein Genre für sich, der Paris-Bildungsroman, den im Grunde alle immer nur variieren. Auch Catherine Corsini greift in "Les Ambitieux" dieses Muster auf. Und wie ...

Julien, ein Buchhändler aus der Provinz, schreibt. Sein Traum ist natürlich, sein eigenes Buch im Handel zu wissen. Judith ist eine Pariser Verlegerin, zuständig für Nachwuchs. Das trifft sich nicht gut, sie liest ungern, Erstlinge schon gar nicht. Die beiden treffen aufeinander. Es rappelt von der ersten Minute an, nicht nur Julien an der Tür der Toilette, in die er sich versehentlich eingesperrt hat.

Am Ende ... ja, Schlüsse sollen hier nicht verraten werden. Aber da Catherine Corsini mit Klischees spielt, wird auch hier keines ausgelassen. "Die Sache endet traurig, sie kriegen sich", konnte der lapidare Kommentar zu einem Ausgang sein, der im Grunde gar nicht wichtig ist. Denn wo alle das bekommen, was sie wollen, beruflichen Erfolg und privates Glück, geht es bei diesem altbekannten Topos nur noch um eins: das Wie?

Wie rauschen diese beiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, ineinander, und wie schafft es die Regisseurin, die Klischees immer noch eine Runde weiter zu überdrehen, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt?

Denn wie Paris dargestellt wird und seine Salons, Talkshows, Verrate und Ränkespiele, das könnte bunter kaum sein. Unter dem Vorwand von Unterhaltungskino jubelt uns die ausgebildete Schauspielerin Corsini eine Gesellschaftssatire unter, die zynisch ist und decouvrierend, schillernd und selbst Teil dessen, was sie angreift. Daher die Irritationen, die den Zuschauer beschleichen, wenn er französisches Autorenkino erwartet und ein Werk zwischen Ware und Kunst serviert bekommt.

Résumé: Der Film bietet Stoff für Diskussionen - und ist mehr als einen Augenblick wert.

Wiederholung: Heute Abend, 21.00 Uhr, im Cinéma Paris

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