Mittwoch, 20. Juni 2007

Cherchant l’identité: Catherine Corsini (Gespräch am 20.06.2007 )

Kurze Filmographie:
Les Ambitieux (2007)
Mariées mais pas trop (2003)
La répétition (2001)
La nouvelle Ève (1999)

Ein erschöpfter und herausfordernder Blick, die Haare leicht zerzaust, so erschien die französische Regisseurin und Drehbuchautorin Catherine Corsini im Seminar zum Gespräch.
Am Ende der Begegnung wissen wir, dass ihr Leben eine ständige Suche nach sich selbst ist, was sicher auch für den Rest der Menschheit gilt. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass sie aus ihrer Suche nach Identität - la recherche de l'identité - Filme fürs Publikum macht.

Mit 18 Jahren zieht sie nach Paris, fest entschlossen, Schauspielerin zu werden. Die Schauspielerei bleibt jedoch nur eine kurze Episode in Ihrem Leben, die sie heute nicht mehr zu vermissen scheint. Stattdessen schlug Catherine Corsini einen anderen Weg ein, den der Filmregie. Ihre Suche nach Identität übertrug sie auf die Figuren, die in Corsinis Filmen Gestalt annehmen: "J’aimerais faire rire le public tout en racontant une histoire profonde”. (Ich möchte das Publikum zum Lachen bringen und ihnen zugleich Geschichten mit Tiefgang erzählen.) Ihre Filmplots sind menschlich und vielfältig oder besser vielschichtig: Liebes- und Lebensbeziehungen, Selbstvergewisserungen, tiefgreifende Wandlungen... Das Publikum sollte sich dabei jedoch nicht bequem in den eigenen Sesseln zurücklehnen, sondern mitdenken und sich mitreißen lassen.
Das Hauptmotiv in Corsinis Filmen – die Identitätssuche – charakterisiert aber auch das zeitgenössische Kino ganz allgemein. Es hat manchmal den Anschein, als würde das Kino bei einem Kampf zweier Welten auseinandergerissen – dem Konflikt zwischen Kunst und Kommerz. Es scheint immer schwieriger zu werden, das Publikum mit seriösen Themen anzuziehen: „...die Generation vor uns, die Generation der Nouvelle Vague, hatte bestimmte Vorstellungen, die beim Publikum Anklang fanden...“ Heute ist dies nur noch schwer möglich: „das Publikum ist sehr kommerziell geworden“. Das Kino steht ganz im Zeichen des Produzenten (siehe aber „Uncut: Benoît Jacquot“)
Man kann das Filmmilieu von Catherine Corsini und anderen ihr Gleichgesinnten unterschiedlich bezeichnen: „die neue Nouvelle Vague“ oder „Frauenkino“. In jedem Fall steht jedoch fest, dass es ein Kino ist, das gesehen werden möchte.

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