Frau Kleibel, was genau ist das Media Office?
Edith Kleibel: Wir sind eine Presseagentur, die sich in erster Linie mit Filmpresse befasst, sowohl für Filmproduktionen als auch zum Kinostart. Wir betreuen aber auch Filme bei Festivals, wie zum Beispiel bei der Berlinale und wir arbeiten als Presseagentur für Filmfestivals wie das Flanders International Filmfestival in Gent (Belgien). Dadurch gibt es auch einen Bezug zu den BeNeLux-Ländern und Frankreich. Und seit drei Jahren betreuen wir die Französische Filmwoche.
Was sind ihre Aufgaben während der Filmwoche?
Edith Kleibel: Wir sind die Vermittler zwischen den Veranstaltern und der Presse, das heißt wir versuchen den Journalisten alle Informationen an die Hand zu geben, die sie brauchen, um über die Französische Filmwoche berichten zu können. Dazu gehört die Vermittlung von Interviewterminen, das Herausgeben von Pressemitteilungen, die auf die Filmwoche hinweisen, sowie Hinweise auf Bildmaterial und Ausschnitte für Fernsehsendungen. Also alles, was im weitesten Sinne mit Öffentlichkeitsarbeit zu tun hat. Wir sind sozusagen der Vermittler zwischen dem Bureau du Cinéma, der Französischen Botschaft und der deutschen Presse.
Gerd Schnura: Und natürlich planen und organisieren wir auch die Pressevorführungen! Dieses Jahr gab es zwei Kinovorführungen für die Presse. Da informieren wir die Journalisten über die Filme, schreiben einen Kurzinhalt, terminieren das Kino, laden sie zu der Vorführung ein und fangen hinterher die Stimmung ein, um die Organisatoren der Filmwoche informieren zu können, wie der Film angekommen ist.
Edith Kleibel: Da man nicht alle Filme für die Presse zeigen kann, wurden zwei ausgesucht: „L’Intouchable“ und „Les Ambitieux“.
Lady Chatterley hat bislang als einziger Film der Französischen Filmwoche einen deutschen Verleih gefunden. Inwiefern glauben sie, dazu beitragen zu können, das Interesse eines deutschen Verleihs an einem der gezeigten Filme wecken zu können?
Edith Kleibel: Wir haben insofern dazu beigetragen, als wir die Informationen über die Filmwoche und das Programm nicht nur an die Presse geschickt haben, sondern auch an Verleiher, Produzenten und Organisationen. Um die Rechteverkäufe kümmern sich allerdings die Weltvertriebe.
Und wenn ich mir die Filme der diesjährigen Filmwoche so angucke, dann ist nicht einer dabei, der keinen Weltvertrieb hat. Eventuell übernimmt bei „Ici Najac,...“ der Regisseur selbst den Vertrieb. Aber alle anderen haben einen ganz normalen Weltvertrieb, was bedeutet, dass die Filme den deutschen Verleihen und Fernsehsendern längst angeboten wurden.
Im speziellen Fall des Kinderfilms Azur et Asmar haben wir über die Aufmerksamkeit der Presse einen Kontakt zwischen dem Bureau de Cinema und einem deutschen Verleiher herstellen können.
Entwickeln sie nach drei Jahren der Organisation im Vorfeld eine Routine oder ist es jedes Jahr wieder anders?
Gerd Schnura: Da die Filme immer wieder neu sind...keine Routine! Die Arbeit ist stark abhängig von der Filmauswahl. Bei einem breit gefächerten Programm mit Kinder-, Dokumentar- und Spielfilmen ist das Interesse von Seiten der Presse immer größer. Sind es alles unbekannte Filme muss man viel mehr Überzeugungsarbeit leisten, dass heißt wir müssen viel mehr informieren, um die Menschen dafür zu interessieren.
In diesem Jahr war das Programm sehr gut aus ausgewählt und hat auch sofort Resonanz bei der Presse hervorgerufen als wir unsere ersten Pressemitteilungen herausgeschickt haben.
Edith Kleibel: Auch die Gäste waren sehr interessant. Das spielt natürlich auch eine große Rolle.
Gerd Schnura: Isild Le Besco (L’Intouchable) ist uns persönlich schon bekannt von zwei Filmfestspielen hier in Berlin, wo sie auch als Gast anwesend war. Somit ist sie natürlich auch einigen Presseleuten schon aus Interviews bekannt: „Ah, Isild kommt! Wunderbar. Wir machen ein Interview mit ihr.“ (lacht)
Insofern ist natürlich auch eine Affinität der Gäste zu der Stadt Berlin ganz wichtig. Man kennt sich schon.
Und an dieser Stelle profitieren sie dann auch von ihren Erfahrungen im französischsprachigen Raum, wie dem
Filmfestival in Gent.
Edith Kleibel: Ja, aber durchaus auch von unserer Arbeit bei den Filmfestspielen von Berlin.
Gerd Schnura: Da wir bereits für UNIFRANCE viele französische Filme betreut haben, die auf der Berlinale gelaufen sind, haben wir natürlich auch gute Kontakte im Vorfeld.
Wie stressig sind die Vorbereitungen zur 7. Französischen Filmwoche für sie?
Edith Kleibel: Also, eigentlich macht es uns ja Spaß, weil wir französische Filme mögen. Ich würde es nicht Stress nennen, aber natürlich ist es Arbeit und man hat schon viel zu tun. Aber es macht ja auch Spaß und man macht es auch gern. Wir arbeiten sehr gern mit dem Bureau du Cinéma zusammen.
Gewinnt die Französische Filmwoche von Jahr zu Jahr in Berlin an Bedeutung?
Edith Kleibel: Ja, ich finde schon. Es waren ja auch deutlich mehr Besucher als in den letzten Jahren und natürlich hat es auch etwas mit einer größeren Medienpräsenz zu tun. Zum Bespiel war in diesem Jahr der TIP Berlin richtiger Medienpartner, dass heißt die haben entsprechend groß im Vorfeld auf die Filmwoche hingewiesen, haben das Programm abgedruckt, haben Tagestipps gemacht und haben es sogar zum Anlass genommen überhaupt einen französischen Titel zu machen („French Connection – Die Franzosen entdecken Berlin - und die Berliner Frankreich“). Dadurch bekommt die Französische Filmwoche schon eine größere Aufmerksamkeit. Aber wie gesagt: das steht und fällt mit dem Angebot der Filme. Und es soll ja auch neugierig machen auf Filme aus Frankreich, die eben im normalen Kinoabspielbetrieb nicht zwingend vorkommen.
Welche Art von Filmen werden wir in den nächsten Jahren verstärkt im Programm der Französischen Filmwoche sehen können - eher unbekannte oder publikumswirksame?
Edith Kleibel: Das wird immer eine Mischung sein müssen, denke ich. Mit „Lady Chatterly“ war ja nun ein Film im Programm, der schon bei der Berlinale im Panorama lief. Und dadurch gibt es natürlich schon einen Aufmerksamkeitswert. Mit „Indigènes“ war ein Film im Programm, der eine politische Brisanz hat. Man wird schon immer versuchen müssen, eine Mischung zusammenzustellen aus Filmen, die in Frankreich schon einen gewissen Stellenwert haben und Filmen, die auch in Frankreich noch keinen Verleih haben, wie zum Beispiel „Les Ambitieux“ – was aber eher ungewöhnlich ist. In der Regel sind die Filme in Frankreich schon zu sehen gewesen, aber in Deutschland nicht. Im Fall von "Les Ambitieux" war der Film auch in Frankreich für ein großes Publikum noch nicht zu sehen.
Welche Filme haben ihnen persönlich gefallen?
Gerd Schnura: Also, mir hat fand „L’Intouchable“ sehr gut gefallen - ein sehr persönlicher Film. Auch wenn es kein Film für ein großes Publikum ist. Ich fand „Les Ambitieux“ ebenfalls ganz direkt, charmant und frech. Diese Filme tragen eine rein französische Handschrift, würde ich sagen. Das sind Filme, die in Deutschland kaum so entstehen können. Das liegt an der anderen Kinokultur.
Margaret Menegoz von UNIFRANCE sagte in einem Interview, der Erfolg der französischen Filme im Ausland beruht in erster Linie darauf, dass sie so verschieden sind. Das ist das Markenzeichen der französischen Filme. Und so können natürlich auch viele Autorenfilme in Frankreich immer noch entstehen. Filme, die ganz verschiedene Handschriften haben und deswegen attraktiv sind. Und man kann immer nur neugierig sein. Und wenn ein Film einmal keinen Verleih findet und nicht ins deutsche Kino kommt, dann haben die Besucher der Filmwoche hier in Berlin trotzdem die Möglichkeit diese Filme zu sehen.
Wie beurteilen sie rückblickend die 7. Französische Filmwoche? Was war besonders in diesem Jahr?
Edith Kleibel: Erstens finde ich es sehr bemerkenswert, dass es diesmal eine Open-Air-Vorführung gab, um die ganze Filmwoche auch mehr in das Bewusstsein der Berliner Kinogänger zu rücken. Das fand ich eine tolle Idee, weil es auch zum Programm des Open-Air-Kinos am Kulturforum passt. Das sollte man beibehalten.
Organisatorisch hat es in diesem Jahr hervorragend geklappt. Alle Filme waren rechtzeitig da und es war möglich Pressevorführungen zu machen, was manchmal ja nicht so einfach ist, weil man die Kopien nicht immer rechtzeitig in der Stadt hat.
Ich denke, das ist eine Arbeit, die sich von Jahr zu Jahr entwickelt. Es wird immer mehr Interesse für die Filmwoche geben, denn so eine Veranstaltung ist immer etwas Besonderes. Da kann ich etwas aus dem Nachbarland sehen, was ich sonst im Kino nicht sehen kann.
Gerd Schnura: Ja, da hab ich auf alle Fälle einen Sehvorsprung gegenüber allen anderen Kinogängern.