- ein Film von Rachid Bouchareb -
Grau, blau, braun und beige, dazu schneeweiß und blutrot sind die Farben von "Indigènes".
Sandfarben ist das Tal, in dem ein Trupp nordafrikanischer Söldner 1943 auf der Seite Frankreichs gegen Rommels Afrikacorps kämpft. Sie sollen die Front auf dem Bergkamm angreifen. Die "Eingeborenen" (Indigènes) aus den Kolonien sind kaum ausgebildet worden, mehr brauchen sie in den Augen der Militärstrategen nicht. Als die Wehrmacht ihre Positionen durch Feuer offenbart, "legt" der französische Generalstab mit Kanonenschüssen "nach". Die Frontlinie bricht. Unter ihnen auch die Brüder Yassir und Saïd, nachdenklich und umsichtig der eine, ein Analphabet von anrührend schlichtem Gemüt der andere. Wie durch ein Wunder überleben beide die Schlacht.
Blau ist der Himmel, als die Söldner aus den Kolonien in Frankreich ankommen. Marseilles Einwohner feiern die fremden Kämpfer mit Jubel und Musik; sie sind Helden. Am Rand der Parade lernt Yassir eine südfranzösische Schönheit kennen, es ist Liebe auf den ersten Blick, die beiden verbringen eine Nacht miteinander. Yassir fängt an, von einem Leben in Frankreich zu träumen, denn hier fühlt er sich zum ersten Mal nicht diskriminiert.
Grau sind die Steine des Städtchens, in der die Söldner am frühen Morgen ankommen. Es ist, als schliefe Frankreich, während dunkle Gestalten zu Fuß und mit Mauleseln an verschlossenen Fensterläden vorbeimarschieren. Sie sollen den Nord- und Ostfrankreich aus den Klauen der Deutschen befreien. Auch hier sind sie auf unübersichtlichem Gelände: Schnüre, auf Fußhöhe gespannt, machen sie selbst zu Auslösern mehrer Granatenschläge, die für einige tödlich verlaufen. Yassir treibt dennoch alle an, das "Heimatland" zu befreien, denn er hofft, am Ende die gleiche Anerkennung zu erfahren wie in Marseille. Er träumt von seiner Liebsten.
Braun und weiß ist das Elsass, sind die Fachwerkhäuser im Schnee. Hier hat schon ein Gemetzel stattgefunden, hier ist der Hinterhalt, der erst einem deutschen Spähtrupp, dann der Söldnertruppe in einem blutigen Showdown das Leben kosten wird.
Grün sind die letzten Bilder: Abdelkader, der einzige Überlebende des Gemetzels, besucht als alter Mann den Soldatenfriedhof, darunter auch die Gräber der Brüder Yassir und Saïd. Nüchtern klären Schrifttafeln die Zuschauer darüber auf, dass die Renten nordafrikanischer Frankreichkämpfer 1959 eingefroren worden sind. Ihre Renten wurden erst letztes Jahr durch die Diskussionen, die der Film ausgelöst hat, angepasst.
Wiederholung: Sonntag, 17. Juni 2006, 21.30 im Filmtheater am Friedrichshain
Samstag, 16. Juni 2007
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1 Kommentar:
Ach, die Länge des Posts ist doch so ganz angenehm geworden.
Was ich bei den Farben des Films noch interessant finde, sind die Landschaftsbilder, die jeweils den nächsten Akt des Films ankündigen (Elsass, 1944 etc.) Die Bilder sind zunächst schwarzweiß, dann zieht ein dunkler Schatten darüber hinweg und hinterlässt das Bild farbig. Ein Zeichen der Hoffnung, des Aufblühens nach dem Schatten des Krieges?
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